Ich fische ausschließlich "Catch&Release", somit gehören fischschonender Karpfenkescher, dicke Abhackmatte und Carp Care zu der Grundausstattung. Gute Vorbereitung, Anpassung der Ausrüstung an das Gewässer, Längen- und Gewichtskontrolle sowie kurze Fotosession sind für mich selbstverständlich.

...Session#6 Schottergrube...


Am Wochenende ging es wieder zu einer bekannten Schottergrube, wo ich im Juni schon mein Glück versucht habe. Damals habe ich ja einen Amur-Karpfen knapp vor dem Kescher verloren und deshalb war ich für diese Session top motiviert und hatte eine Rechnung offen.
2 Tage nach unserem Sommerurlaub in Kroatien packte mich das Karpfenfieber. Ich musste wieder ans Wasser. Nach meiner letzten Session glaube ich, es funktioniert auch auf einen anderern See gleich. Ich wurde aber eines besseren belehrt, so viel kann ich vorab schon mal sagen.
Wie gesagt, ging es wieder auf die bekannte Schottergrube, 10 ha großes Wasser, bis zu 4,5m tief, viele Plateues und Unterwasserstrukturen aber zu dieser Jahreszeit sehr viel Kraut. Im Vorfeld habe ich mich über die derzeitigen Fangmeldungen informiert und diese waren vielversprechend. Leider waren alle Plätze besetzt und uns blieb nur die Flachwasserzone in Richtung Schongebiet. Dieser Platz ist immer ein Glücksspiel, ziehen die Karpfen in die Flachzone oder nicht? Aus Erfahrung ziehen sie zu dieser Zeit nicht in die Flachzone, ausser wir haben einen Wetterwechsel. Da unser Sommer ja total verregnet ist, standen die Zeichen nicht so schlecht. Was noch dazu kam, einzelne Karpfen ziehen ja immer ihre Routen. Am Platz angekommen, spürte ich wieder dieses besondere Gefühl. Der See zieht mich einfach an. Ist kaum zu beschreiben, aber ein total gutes Gefühl.


Mit dabei war diesmal Daniel der mich immer wieder im Jahr auf ein paar Sessions begleitet. Viel Erfolg hatten wir gemeinsam noch nicht, aber mal abgesehen von den Fischen waren es immer eine super Zeit. Nicht zu vergessen ist, dieses Mal waren wir top motivert und super vorbereitet. Ein kurzer Check am Platz, jeder von uns hat sich seinen Bereich gewählt und das große Aufbauen begann. Auf Grund des vielen Krautes mussten wir unsere Schlagschnur auf eine geflochtene tauschen, was bei 6 Ruten fast eine Ewigkeit dauert. Wir konnten es nicht erwarten die Ruten auszulegen.


Aber vorher mussten noch die Futterplätze mit dem Boot und Echolot gefunden werden, was bei dem Unterwasserurwald gar nicht so leicht war. Nach gut 2 Stunden hatten wir 5 geeignete Stellen gefunden, mit Marker versehen und mit Futter versorgt. Wir hatten jeweils zwei eigene und eine gemeinsame Futterstelle angelegt. Die gemeinsame Stelle war unser Partikelplatz, auf die zwei Stellen von Daniel wurden Banane/Nuss- und Fischboilies eingebracht. Ich bin immer noch von den neuen Boilies, die ich beim Leichtsee getestet habe, begeistert und somit war unser Futter am Platz.


Die Hakenköder waren somit auch klar, nur noch ein Pop Up und Kunstmais als Schneemann aufs Haar und unsere Ruten waren ausgelegt. Kurz zu den Rigs, Daniel vertraute auf das Baseline-Rig ich hingegen testete ein neues Blow-Back Rig ohne Rigring und eine neue Popup Version wo man den Haken nicht einbindet sondern nur einfädelt. Das Blow-Back Rig hat überzeugt, die Popup Version wurde nach kurzer Zeit wieder ausgetauscht. Dieses Rig ist sicher gut, aber für mich zu unsicher, vorallem bei so viel Kraut.


Nachdem alles seinen Platz gefunden hatte, die Ruten ausgelegt und das Boot für den großen Fang bereit war beobachteten wir das Wasser und mussten leider feststellen, dass in unserem Abschnitt absolut keine Aktivität auszumachen war. So verging die Zeit, am Abend kam noch meine Freundin mit Hund auf einen kurzen Besuch vorbei und schon war Mitternacht. Wir wollten gerade die restlichen Stunden in den Schläfsäcken verbringen, da kam ein Fischerkollege angerannt und fragte um Hilfe beim Fotografieren. Wir waren dabei, erstens unter Kollegen ist das kein Thema und zweitens konnten wir somit einen Karpfen live sehen. War ein Schuppi mit 19,3 kg, ein absoluter Traumfisch. Kurz noch ein paar Infos ausgetauscht ging es um 2 Uhr in den Schlafsack. Bis jetzt hatten wir keine Aktion, keine rollenden Karpfen kein Töne. Die Karpfen zogen einfach nicht ins Flachwasser. Eine andere Taktik musste her, aber erst morgen in der Früh.

Nach 6 Stunden Schlaf mit keiner Unterbrechung, bemerkten wir beim Frühstücken die ersten rollenden Fische in unserem Bereich. Sie zogen in Richtung Flachwasser und somit in Richtung unserer Montagen. So gegen Mittag musste Daniel die Session unterbrechen und somit war ich eine Nacht allein am Wasser. Ich hatte 5 Spots und konnte mich ein bisschen ausbreiten. Auf einen Spot wechselte ich auf fruchtige Boilies. Vielleicht war die Fruchtbombe der Schlüssel.


Alle Ruten neu ausgelegt genoss ich den restlichen Tag am Wasser. Am späten Nachmittag zog ein Gewitter auf. War es der Wetterwechsel auf den ich so gehofft habe? Am Abend kam wieder meine Freundin mit einem leckeren Essen vorbei und fast im gleichen Moment auch die Karpfen. Sie sprangen im Flachwasser und somit ging mein Plan zur Häfte auf, jetzt müssen sie nur mehr meine Montagen einsaugen.


So gegen 22 Uhr zog noch mal ein heftiges Gewitter auf, es schüttete wie aus Kübeln. Ich verkroch mich ins Zelt und hoffte auf den Run. So gegen 7  Uhr in der Früh wurde ich wach, die ganze Nacht war kein Ton zu hören. Absolute Ruhe. Beim ersten Kaffee und einer Zigarette kam die Sonne und wie aus dem Nichts zwei Piepser und dann ein Vollrun.


Ich nahm die Rute und sprang ins Boot. Der Fisch zog ins Freiwasser und ich hinterher. Man spürte deutlich das Kraut auf der geflochtenen Schlagschnur und ich hoffte, dass ich ihn nicht schlitze. Das erste mal an der Oberfläche war ich im ersten Moment überrascht. Kein Karpfen, kein Amur es war ein Tolstolob mit beachtlicher Größe. Noch nie konnte ich so einen Fisch drillen. Der Drill war sehr anspruchsvoll, viele starke Fluchten, an der Oberfläche heftiges schlagen und alles mit der geflochtenen Schlagschnur ohne Dehnung. Dennoch konnte ich ihn sicher landen und er war im Netz. Mein erster Fisch der Session und auch noch einer den ich noch nie hatte. Ich war Stolz, auch wenn viele Kollegen einen Tolstolob nicht als Fisch oder Erfolg sehen. Der Drill ist schon was eigenes und besonderers. 


14,5 kg und 95cm      

Jetzt war ich bereit für den nächsten. Daniel kam noch kurz am Vormittag für ein paar Stunden vorbei und wir blieben noch bis Mittag. Jedoch hatten wir keinen Biss mehr. Dank der Sonne konnte das ganze Tackle noch trocknen bevor wir den Platz wieder räumten. 


Fazit:
Es war eine interressante Session. Es zeigte mir wieder wie unterschiedlich die Gewässer und vorallem die Fische auf viele Faktoren reagieren. Man muss sich komplett auf das Wasser und seine Eigenheiten einstellen. Dieses Mal war der Platz sicher nicht die Beste Wahl, aber der Wetterwechsel hat mir wieder die Ausnahme bestätigt. Das Kraut hat sicher auch seinen Reiz, jedoch muss ich mich darauf noch besser einstellen. Alles in allem war es eine gute Session mit neuen Erkenntnissen und ich konnte einen Tolstolob landen. Ich bin zufrieden, komme aber sicher nochmal. 
Petri.