Ich fische ausschließlich "Catch&Release", somit gehören fischschonender Karpfenkescher, dicke Abhackmatte und Carp Care zu der Grundausstattung. Gute Vorbereitung, Anpassung der Ausrüstung an das Gewässer, Längen- und Gewichtskontrolle sowie kurze Fotosession sind für mich selbstverständlich.

...Session 10/15 "Das Bauchgefühl und der Luftdruck"



Letztes Wochenende hatte ich wieder eine Session an der Schottengrube. In den vergangen Wochen hatten wir ja ein Traum-Herbstwetter. Milde Temperaturen, fast 8 Stunden Sonnenschein und kaum einen Nebel in der Früh. Das Wasser kühlte kaum ab und wir hatten immer noch 11° C Oberflächentemperatur.
Leider änderte sich das traumhafte Wetter genau zu meiner Session. Am Freitag kam ein Tief auf uns zu und das herrliche Herbstwetter ging zu Ende. Das schlechte Wetter oder der Regen störte mich nicht, dafür gibt es ja die Zeltheizung und den Regenschutz, aber für den extremen Luftdruckabfall gibt es keine Lösung. Die Wochen zuvor hatten wir immer einen konstanten Luftdruck von 1025 mmHg aber von Freitag auf Samstag stürzte dieser auf 995 mmHg ab. Jetzt gibt es sicher einige Fischer unter uns, denen dieser Faktor egal ist, mir ist er nicht egal aber man muss sich darauf einstellen,  denn man kann diesen Faktor nicht ändern. Wenn man aber die Karpfen über längere Zeit beobachtet, erkennt man einen Zusammenhang. Ich habe schon einige Berichte über Mond, Luftdruck und Wetter und das Verhalten der Karpfen gelesen und ich weiß auch das es keinen wissenschaftlichen Beleg darüber gibt, aber bezogen auf ein Gewässer kann man daraus schon Schlüsse ziehen. Kurz zusammengefasst, die Karpfen reagieren auf einen Wetterwechsel aufgrund der Luftdruckänderung unterschiedlich.

Hoher Luftdruck; die Karpfen ziehen eher am Grund und fressen
Fallender Luftdruck; die Karpfen gleichen den Druck durch aufsteigen im Wasser aus
Niedriger Luftdruck; die Karpfen verändern ihre Fressphasen, ziehen eher in flache Bereiche

Das soll jetzt nicht heißen, dass man bei fallenden oder niedrigen Luftdruck nichts fängt, aber es erklärt vielleicht eine Veränderung der Bissfrequenz. Diese Theorie habe ich, bezogen auf alle meine Session, erstellt. Aber ich glaube ich habe genug über das Wetter geschrieben.
Wie schon kurz angeschnitten begann meine Session am Freitag um 8 Uhr in der Früh. Ich fuhr direkt vom Nachtdienst ans Wasser. Ich wählte einen Platz, den ich heuer noch nie befischte. Die Gründe für diese Platzwahl waren, ich konnte in verschiedenen Tiefen meine Montagen ablegen, ein geschützter Zeltplatz und ein flaches Ufer. Im Nachhinein, wäre ein anderer Platz sicher erfolgreicher gewesen, aber ich lerne daraus und verlasse mich das nächste mal sicher wieder auf mein "Bauchgefühl".
Das Camp war relativ schnell aufgebaut, jetzt mussten nur mehr die Montagen auf die jeweiligen Spots abgelegt werden.
Erstmals kamen auf allen drei Rigs meine per Hand nachgeschliffenen Haken zum Einsatz. Ich bin total davon begeistert und kann es jeden nur empfehlen. Der Haken ist wesentlich spitzer und schärfer als ein gekaufter Haken. Probiert es mal aus und ihr werdet es immer machen.
Es kamen bei dieser Session drei verschiedene Boilies zum Einsatz. Zwei Kugeln kamen von der Kugelschmiede.at, eine Testkugel und die R.S. 1, sowie eine Ready Made Kugel von einer großen Baitfirma. Der Grund für die Ready Made Kugel war einfach, ich bin sozusagen Pate einer neuen Kugel von der Kugelschmiede.at und diese Ready Made Kugel hat eine bestimmte Zutat die wir auch verwenden werden. Mann muss die Konkurrenz genau unter die Lupe nehmen um erfolgreicher zu sein.


Der Aufbau und das Auslegen der Ruten dauerte aufgrund meines Nachtdienstes bis Mittag. Es war an der Zeit meinen wohlverdienten Schlaf nachzuholen. Zuerst musste ich noch, von einem Fischerkollegen der gerade am Zusammenpacken war,  Infos über die Fänge der Woche einholen. Die Antwort war recht kurz, "Ich habe geblankt!!!!". Na super, dachte ich mir. Bei konstanten, schönen Wetter wurde kein Karpfen gelandet, wie soll das jetzt bei einem Wetterwechsel werden?
Ich konnte nicht wirklich lange darüber nachdenken, ich schlief ein.
Nach 4 Stunden wurde ich durch einen Dauerton von meiner Soundbox aus den Tiefschlaf gerissen, im ersten Moment konnte ich diesen Ton nicht wirklich zuordnen. Ich sprang in meine Wathose und rein ins Boot. Ich musste immer an die geblankte Session meines Kollegen denken, während ich den Karpfen drillte. Er war sehr kampfstark und nach ein paar Fluchten zog ich die Maschen des Keschers unter ihn. Es war ein Schuppi mit 12,5 kg.


Ich war überrascht, nach so einer kurzen Zeit konnte ich auf diesem Gewässer noch keinen Karpfen landen. Jetzt kam auch eine Art Euphorie in mir hoch, "Vielleicht habe ich ja genau den richtigen Moment oder die Zeit des "großen" Fressens erwischt?" Bevor die Rute wieder neu ausgelegt wurde, kontrollierte ich noch das Boilie am Haar. Es war das Ready Made Boilie.
Die besondere Zutat hat gleich nach 4 Stunden zugeschlagen, der Test hat funktioniert und deshalb freue ich mich um so mehr auf die neue Kugel der Kugelschmiede.at.
Leider wurde meine Euphorie relativ schnell wieder gedämpft, den restlichen Tag und die ganze Nacht waren meine Bissanzeiger komplett ruhig und still. Das Wetter änderte sich wie vorhergesagt und es schüttete teilweise wie aus Kübeln. Ein herrliches Wetter zum Schlafen.


Der nächste Morgen begann mit Regen und kalten Nordwind, somit wurde nicht neu ausgelegt und ich genoss mal einen warmen Kaffee mit Zigarette.
Am Vormittag bekam ich Besuch von der Kugelschmiede.at, genauer gesagt vom Chef persönlich. Er brachte mir die R.S.1 Kugeln vorbei und wir konnten gleich über die neue Zutat bzw. Kugel sprechen. Nach ein paar Stunden "Brainstorming" und Ideen suchten wir gemeinsam neue Spots für die R.S.1.
Es war sehr abenteuerlich, zu zweit in meinem 190cm Schlauchboot, beide hatten wir die Wathose an und im Boot waren noch Rute, Kamera und Boilies. Eine kleine Bewegung ohne Absprache und wir wären bei 10°C baden gegangen. Sowas vergisst man nicht. Ein Traum.
Nachdem wir im Regen alle Ruten mit R.S.1 Kugeln neu ausgelegt hatten, hörte der Regen auf. Ist immer so.
Am Nachmittag musste Johannes Bürg wieder weg und ich genoss die restliche Zeit am Wasser. Wie schon am Freitag, verging der restliche Tag ohne einen Ton aus meiner Soundbox.
Am Abend überlegte ich noch kurz die Spots wieder zu wechseln, aber ich entschied mich dagegen.
Um 19 Uhr am Abend ging meine Heizung aus, ein kurzer Check der Gasflasche bestätigte mir meine Vermutung. Die Gasflasche war leer.
Nachdem ich meine Freundin am Telefon angebettelt hatte, brachte sie mir eine andere, ebenfalls angebrauchte Gasflasche von zuhause. "Hoffentlich komme ich mit dieser durch die Nacht", dachte ich mir. Aber es ging alles gut.
Am Sonntag um 6 Uhr in der Früh, ein erlösender Dauerton aus der Soundbox. Es war der Spot, denn ich mit Johannes angelegt hatte, die Wathose schnell angezogen und ins Boot gesprungen, drillte ich den Schuppi auf ca. 250m Entfernung. Nach ein paar kräftigen Fluchten konnte ich den Schuppi mit 17,5 kg sicher landen.


Unterkühlt und nass, aber zufrieden und erfolgreich ging ich noch für ein paar Stunden in mein Zelt und wärmte mich auf. Am Vormittag wurde alles wieder abgebaut und pünktlich um 12 Uhr fuhr ich wieder heim.


Fazit:

Wir hatten einen extremen Wetterwechsel und deshalb hatte ich mir keine großen Hoffnungen gemacht. Ich wollte ein paar Tage ans Wasser um den ganzen Stress in der Arbeit abbauen zu können. Als Draufgabe konnte ich zwei Schuppis landen und konnte neue Erkenntnisse über das Gewässer gewinnen. Weiters konnte ich ein neues Rezept für eine neue Kugel der Kugelschmiede.at erstellen. Nicht zu vergessen ist die "Bootsfahrt" und meine Erfahrung mit der leeren Gasflasche.
Nächstes Wochenende stand meine letzte Session für 2015 am Plan, leider muss ich diese wegen Krankheit absagen. Vielleicht das Ergebnis der leeren Gasflasche.

In diesem Sinne, ein dickes Petri an alle...